Montag, 5. Juli 2010

Hallo Leute,

nun wie versprochen ein neuer, thematisch einigermaßen gehaltvoller Beitrag in diesem Blog. Im Letzten Beitrag habe ich angedeutet, dass man bei Joseki am leichtesten Parallelen mit Sprache erkennen kann. Warum das so ist möchte ich in den folgenden Zeilen erklären.

Joseki haben zum einen den Vorteil, dass sie mehr oder weniger standardisierte Abfolgen von Zügen sind und zum Andern, dass man davon ausgeht, dass das Ergebnis lokal ausgeglichen ist. Wenn man von Standardabfolgen ausgeht, könnte man aus sprachlicher Sicht sagen, dass Joseki einer bestimmten Grammatik folgen. Grundlage dieser Grammatik wären z.B. Shape, Sabaki oder Haengma.


Ein anderer Aspekt ist die Tatsache, dass beim Joseki die beiden Spieler mehr miteinander als gegeneinander spielen. Zwar gibt es vor allem unter Amateuren viele Spieler, die komplizierte Joseki benutzen um schwächere Spieler aus dem Rhythmus zu bringen, aber wenn beide Spieler die Grammatik kennen, sollte das Ergebnis meist recht ausgeglichen sein und der Wettbewerbsanteil ist etwas geringer.

Ich habe auch erwähnt, dass ich in diesem Post die Semantik mit einbeziehen möchte. In diesem Absatz werde ich erläutern, wieso. Semantik versucht Sprache einfach gesagt mathematisch darzustellen, da diese immer gleich ist. Man kann Dinge zählen und lustige mathematische Dinge mit ihnen anstellen. Allerdings werden fünf Go-Steine immer fünf Go-Steine sein, egal in welcher Sprache.
Man versucht also die Bedeutung einzelner Wörter oder ganzer Sätze in Zahlen, oder zumindest mit einer abstrakteren Methode darzustellen. Dies wird dadurch erreicht, dass man einem Satz einen Wahrheitswert zuweist, also 1 oder 0. Wenn man nun ein Bild hat auf dem ein Kind Ball spielt und gefragt wird, ob auf dem Bild ein Kind Go spielt, dann ist unsere Antwort klar nein. Diese Lösung kommt uns ganz natürlich, aber wie wir Menschen nun mal sind, wollen wir alles erklären können und die Erklärung sieht ganz grob erzählt so aus:
Man schaut sich das Bild an. Wandelt die Frage in eine Aussage um: Ein Kind spielt Go. Dann prüfen wir in dem wir den Satz aufteilen und somit Teilbedeutungen erhalten: Ist auf dem Bild ein Kind? Ja/1 Spielt das Kind? Ja/1 Spielt es Go? Nein/0. Die Summe der Wahrheitswerte ist also 1/1/0. Ist auch nur einer der Werte falsch, so ist der gesamte Satz falsch, also können wir die Frage nach dem Satz mit Nein beantworten. Würde man nun gefragt, ob auf dem Bild ein Kind Ball spielt, dann würden wir beim Prüfen des Satzes nur Einsen bekommen. Also wären alle drei Teilbedeutungen und somit auch der Satz wahr. So ähnlich kann man auch mit Wörtern verfahren, was allerdings weniger anschaulich ist.

Ich hoffe, ihr habt die Erklärung einigermaßen verstanden, aber nun zurück zu den Joseki. Wenn wir versuchen einem Joseki einen Wahrheitswert zuzuordnen, dann könnten wir diesen anhand des Ausgangs des Josekis bestimmen. Eine eins, wenn ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt wurde, eine null, wenn dies nicht der Fall ist. Dies geht allerdings nur bei Joseki und nicht bei einem kompletten Spiel, da man ja hier eigentlich gewinnen will und kein ausgeglichenes Ergebnis erzielen. Bei einem Joseki kann man also vielleicht davon reden, dass die beiden Spieler zusammen versuchen einen wohl geformten Satz zu bilden, aber auch nur hier.

Aus dieser Sicht sind Go-Spieler eher Erschaffer einer ganz neuen (Form von) Sprache die auf ganz anderen Bedeutungen(Wörtern) beruht. Was aus diesem Ansatz noch wird, seht ihr in den kommenden Posts.

Greetings,
Nay

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