Montag, 19. Juli 2010

Hallo Leute,

endlich Ferien und viele von euch warten ja schon darauf, dass ich endlich die Ergebnisse meines „Interviews“ auswerte. Einige Leute auf KGS wissen was ich meine und somit wohl auch die meisten Leser. Für die anderen: Die letzten Tage habe ich Leute immer wieder gefragt, warum sie denn Go spielen, oder was sie in dem Go-Spiel sehen. Warum ich das getan habe? Zum einen aus Neugierde, zum Anderen, weil ich mal wissen wollte, wie viel Gedanken sich die Leute überhaupt über das Spiel machen. Ich habe zwar keine so weitreichende Interpretationen gefunden, wie ich versuche, sie zu erschaffen, aber immerhin gab es einige schöne Antworten, die zeigen, dass Go mehr als nur ein Brettspiel ist.

"Go ist für mich eine Art Kunst, ein komplexes Gebilde, welches ich mit allen Mitteln versuche mit Rationalem Verstand und Gefühl zu meistern. Es spiegelt in gewisser Weise auch meine Charaktereigenschaften wieder, die ich so besser kennen lerne und auch geringfügig verändern kann..."
-anonym

Solche Beiträge bestärken mich darin in die tiefsten Tiefen der Go-Interpretationen zu tauchen, nicht nur um mein Verständnis des Spieles möglicherweise zu verbessern, sondern auch einfach um der Welt zu zeigen, wie schön tiefsinnig und weitreichend das Spiel ist.

Es ist außerdem bemerkenswert, wie oft mir gesagt wurde, dass die Leute Go spielen, weil die Leute so nett sind und viele Freundschaften durch Go entstanden sind. In der Tat sind viele Go Spieler sehr sozial. Auch hier ein Zitat dazu von der allseits beliebten Lene :P

“ich find Go is'n tolles nettes spiel .. dort kommen die verschiedensten Leute zusammen.
Man knüpft Freundschaften auf der ganzen Welt, was ich total klasse is find ich =)
Aba an eines sollte man immer denken: GO ist nicht alles^^“
-Lenchen16

Eine besondere Überraschung fand ich, dass ich jemand gefunden habe, der Go auch als Sprache interpretiert. Ich hab ihm schon mit ein paar Fragen gedroht, wie genau er die Sprache definiert. Bis jetzt nur so viel:

“Was Go für mich ist?... Eine Sprache. Es gibt Vokabeln und Grammatik. Wenn man eines nicht kann, dann kann man keine tiefen Konversationen führen.“ -Sandmann

Manche Leute machen sich auch kaum Gedanken über Go und spielen es einfach um des Spieles willen, oder um Zeit totzuschlagen:

“Etwas um unnütze Zeit totzuschlagen, die ich besser anders investieren würde.“ -anonym

Ich werde demnächst noch ein paar interessante Antworten vorstellen und auch mit meinem eigentlichen Thema weitermachen.

Hier erst mal DANKE an alle, die beim Interview mitgemacht haben. Ich werde versuchen alle Antworten in den nächsten Beiträgen unterzubringen. Wenn jemand noch nachträglich die Fragen beantworten will, darf er mich gerne anschreiben. Ich freue mich über alle Meinungen. Natürlich könnt ihr eure Meinung auch einfach in den Kommentaren hinterlassen.

Greetings,
Nay

Montag, 5. Juli 2010

Hallo Leute,

nun wie versprochen ein neuer, thematisch einigermaßen gehaltvoller Beitrag in diesem Blog. Im Letzten Beitrag habe ich angedeutet, dass man bei Joseki am leichtesten Parallelen mit Sprache erkennen kann. Warum das so ist möchte ich in den folgenden Zeilen erklären.

Joseki haben zum einen den Vorteil, dass sie mehr oder weniger standardisierte Abfolgen von Zügen sind und zum Andern, dass man davon ausgeht, dass das Ergebnis lokal ausgeglichen ist. Wenn man von Standardabfolgen ausgeht, könnte man aus sprachlicher Sicht sagen, dass Joseki einer bestimmten Grammatik folgen. Grundlage dieser Grammatik wären z.B. Shape, Sabaki oder Haengma.


Ein anderer Aspekt ist die Tatsache, dass beim Joseki die beiden Spieler mehr miteinander als gegeneinander spielen. Zwar gibt es vor allem unter Amateuren viele Spieler, die komplizierte Joseki benutzen um schwächere Spieler aus dem Rhythmus zu bringen, aber wenn beide Spieler die Grammatik kennen, sollte das Ergebnis meist recht ausgeglichen sein und der Wettbewerbsanteil ist etwas geringer.

Ich habe auch erwähnt, dass ich in diesem Post die Semantik mit einbeziehen möchte. In diesem Absatz werde ich erläutern, wieso. Semantik versucht Sprache einfach gesagt mathematisch darzustellen, da diese immer gleich ist. Man kann Dinge zählen und lustige mathematische Dinge mit ihnen anstellen. Allerdings werden fünf Go-Steine immer fünf Go-Steine sein, egal in welcher Sprache.
Man versucht also die Bedeutung einzelner Wörter oder ganzer Sätze in Zahlen, oder zumindest mit einer abstrakteren Methode darzustellen. Dies wird dadurch erreicht, dass man einem Satz einen Wahrheitswert zuweist, also 1 oder 0. Wenn man nun ein Bild hat auf dem ein Kind Ball spielt und gefragt wird, ob auf dem Bild ein Kind Go spielt, dann ist unsere Antwort klar nein. Diese Lösung kommt uns ganz natürlich, aber wie wir Menschen nun mal sind, wollen wir alles erklären können und die Erklärung sieht ganz grob erzählt so aus:
Man schaut sich das Bild an. Wandelt die Frage in eine Aussage um: Ein Kind spielt Go. Dann prüfen wir in dem wir den Satz aufteilen und somit Teilbedeutungen erhalten: Ist auf dem Bild ein Kind? Ja/1 Spielt das Kind? Ja/1 Spielt es Go? Nein/0. Die Summe der Wahrheitswerte ist also 1/1/0. Ist auch nur einer der Werte falsch, so ist der gesamte Satz falsch, also können wir die Frage nach dem Satz mit Nein beantworten. Würde man nun gefragt, ob auf dem Bild ein Kind Ball spielt, dann würden wir beim Prüfen des Satzes nur Einsen bekommen. Also wären alle drei Teilbedeutungen und somit auch der Satz wahr. So ähnlich kann man auch mit Wörtern verfahren, was allerdings weniger anschaulich ist.

Ich hoffe, ihr habt die Erklärung einigermaßen verstanden, aber nun zurück zu den Joseki. Wenn wir versuchen einem Joseki einen Wahrheitswert zuzuordnen, dann könnten wir diesen anhand des Ausgangs des Josekis bestimmen. Eine eins, wenn ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt wurde, eine null, wenn dies nicht der Fall ist. Dies geht allerdings nur bei Joseki und nicht bei einem kompletten Spiel, da man ja hier eigentlich gewinnen will und kein ausgeglichenes Ergebnis erzielen. Bei einem Joseki kann man also vielleicht davon reden, dass die beiden Spieler zusammen versuchen einen wohl geformten Satz zu bilden, aber auch nur hier.

Aus dieser Sicht sind Go-Spieler eher Erschaffer einer ganz neuen (Form von) Sprache die auf ganz anderen Bedeutungen(Wörtern) beruht. Was aus diesem Ansatz noch wird, seht ihr in den kommenden Posts.

Greetings,
Nay

Ich bin zurück

Hallo Leute,

nach dem die Uni mich zur Zeit ziemlich eingenommen hat, bin ich jetzt wieder auf den Spuren der Sprache Go. Zwar schreibe ich in 2 Wochen noch ein paan paar Prüfungen, aber die werden schon schief gehen. Ich lerne auch fleißig^^

Aber zurück zum Thema. Ich habe einen vielversprechenenden Ansatz entdeckt, der zwar aus Sicht eines Sprechers wenig Sinn macht. Aber aus der Sicht eines Linguisten seeeeeehr interessant ist und die Sprache Go in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Der Ansatz bezieht sich immer noch auf die Syntax, ist also kein kompletter Themenwechsel, allerdings werden wir uns ein wenig an Techniken der Semantik bedienen. Damit kann man zumindest Joseki, bei denen ein gleichwertiges Ergebnis erwünscht ist, ein Gerüst geben welches dem einer Sprache ähnelt.

Greetings,
Nay